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English Version below
Regisseur Michael Kranz darüber wie es zum Filmprojekt WAS TUN kam:
Während meines Dokumentarfilm-Studiums an der Hochschule für Fernsehen und Film, München, sah ich den Dokumentarfilm Whore's Glory von Michael Glawogger. Ein Interview mit einer jungen Zwangsprotituierten berührte mich besonders. Nachdem das Mädchen zu ihrer Situation befragt wurde, hält sie inne und kehrt die Situation um und beginnt nun dem Filmemacher ihre Fragen zu stellen:
"Warum müssen wir mit soviel Leid leben?
Gibt es keinen anderen Weg für uns Frauen?
Wer kann mir diese Fragen beantworten?
Auch Michael Glawogger selbst führte ich noch ein Interview.
Die Fragen des Mädchen bewegten mich und begann darüber nachzudenken, wie ich mit all den Geschichten umging, die mir in Dokumentarfilmen, aber auch allgemeiner in den Medien überhaupt, begegneten. Die Situation hat ja auch immer etwas voyeuristisches: Ein anderer Mensch öffnet mir das Herz, aber ich sitze in sicherer Entfernung, ungesehen bequem in meinem Sessel. Vielleicht kann ich mich sogar nur deshalb so berühren lassen - weil ich weiß, dass ich keine direkte Verantwortung übernehmen muss. Und selbst wenn ich etwas tun will: Es bleibt immer die "unüberwindbare" Grenze der Mattscheibe.
Eine Frage trieb mich um: Wenn ich als Zuschauer schon überfordert bin, mit all den Geschichten - wie positioniere ich mich als Filmemacher zu all den Fragestellungen, die die Fragen des Mädchens in mir aufwarfen? Ich begann Menschen in meinem Umfeld, erst Freund.innen und Bekannte, dann Expert.innen aus den verschiedensten Bereichen zu diesem Thema zu befragen und beschloss, es zum Mittelpunkt meiner nächsten filmischen Arbeit zu machen. Nachdem ich mehrere Jahre Interviews geführt hatte und mich theoretisch auseinandergesetzt hatte, wollte ich immer noch wissen:
Was passiert wenn ich mich tatsächlich auf den Weg mache? Wenn ich das Mädchen tatsächlich suche und schaue, ob ich irgendetwas tun kann?
Also machte ich mich auf die Reise nach Faridpur, Bangladesch. Dem Ort in dem Michael Glawogger das Gespräch mit dem Mädchen geführt hatte. Seit jenem Interview waren inzwischen 7 Jahre ins Land gegangen.
Mir war wichtig, dass ich die Reise wirklich mit offenem Ausgang unternahm: Ich wollte die Möglichkeit haben zu scheitern, ohne Film zurückzukommen, wenn ich vor Ort merken sollte, dass es dumm wäre, die Kamera auszupacken. Diese Freiheit war nur möglich, wenn wir keinen Sender im Boot nehmen würden. Das bedeutete jedoch den Film nur mit den Hochschulmitteln und ansonsten eigenfinanziert zu produzieren. Ein großes Risiko, dass sich mein Produzent Felix von Poser und ich zur Hälfte teilten.
Zuerst ganz ohne Team - vorrecherchiert hatte ich nur einen Übersetzer aus dem Umfeld des Bordells.
Nach all der theoretischen Auseinandersetzung im Vorfeld ging ich davon aus, dass mir vor Ort schnell vor Augen geführt werden würde, wie dumm mein Unterfangen war. Doch das Gegenteil war der Fall. Es war als sollte diese Reise einfach so sein. Dass ich so schnell so einen tiefen Zugang zu dieser Welt bekam, hatte ich nicht für möglich gehalten. Ich fing an zu filmen und freundete mich mit den Menschen an. Nach zehn Tagen kam der Kameramann Dirk Richard Heidinger nachgeflogen und unterstützte mich bei den Dreharbeiten. Seitdem bin ich immer wieder nach Bangladesch geflogen, vor allem wegen des Hilfsprojektes. Bei meinen ersten Reisen drehte ich auch noch Sequenzen für den Film nach - wie zB das Interview mit dem Menschenhändler. Aber der Film erzählt die Geschichte der ersten Reise, die 2015 stattfand und genau einen Monat dauerte.
ENGLISH VERSION
Director Michael Kranz on how the film project WAS TUN came about:
During my documentary film studies at the University of Television and Film, Munich, I saw the documentary Whore's Glory by Michael Glawogger. One interview with a young girl forced to prostitute herself particularly touched me. After the girl is questioned about her situation, she pauses and reverses the situation and now begins to ask the filmmaker her questions:
"Why do we have to live with so much suffering?
Is there no other way for us women?
Who can answer these questions for me?
Auch Michael Glawogger selbst führte ich noch ein Interview.
The girl's questions moved me and I began to think about how I dealt with all the stories I encountered in documentaries, but also more generally in the media in general. There is always something voyeuristic about the situation: another person "opens his / her heart" to me, but I sit at a safe distance, unseen, comfortably in my armchair. Perhaps I can even let myself be touched in this way only because I know that I do not have to take direct responsibility. And even if I want to do something: there always remains the "insurmountable" limit of the screen.
One question drove me: If I'm already overwhelmed as a viewer, with all the stories - how do I position myself as a filmmaker to all the questions that the girl's questions raised in me? I began to interview people around me, first friends and acquaintances, then experts from various fields, about this topic and decided to make it the focus of my next filmic work. After several years of interviewing and theorizing, I still wanted to know:
What happens when I actually set out? If I actually look for the girl and see if there's anything I can do?
So I went on a journey to Faridpur, Bangladesh. The place where Michael Glawogger had conducted the interview with the girl. In the meantime, 7 years had passed since that interview.
It was important to me that I really undertook the trip with an open-ended outcome: I wanted to have the option to fail, to come back without film if I realized on location that it would be stupid to unpack the camera. That freedom was only possible if we didn't take a station on board. But that meant producing the film only with the university funds and otherwise self-financed. This was a big risk that my producer Felix von Poser and I shared half of.
At first, we didn't have a team at all - I only had a translator from the brothel's surroundings to do the preliminary research.
After all the theoretical discussions beforehand, I assumed that I would quickly be shown on location how stupid my venture was. But the opposite was the case. It was as if this trip was just meant to be. I had not thought it possible that I would gain such deep access to this world so quickly. I started filming and made friends with the people. After ten days, the cameraman Dirk Richard Heidinger flew in and supported me during the filming. Since then, I have flown to Bangladesh again and again, mainly because of the aid project. During my first trips, I also re-shot sequences for the film - such as the interview with the human trafficker. But the film tells the story of the first trip, which took place 2015 and lasted exactly one month.
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